Medienberichte




Am 21. Mai 2004 berichtete Chefredaktor Pius Rieder im «Walliser Bote»:

Der ältesten Armee der Welt zur Ehre

Gardistentagung in Visperterminen – 500-Jahr-Feier 2006 und das Gardemuseum in Naters als Themen

V i s p e r t e r m i n e n. – Das Heidadorf Visperterminen war am Auffahrtstag Tagungsort der Vereinigung ehemaliger päpstlicher Schweizergardisten. Die Pflicht-GV unter Präsident Roland Walker nahm ganze sieben Minuten in Anspruch. Höhepunkte waren die «Festansprache» von Tony Jossen, die Präsentation der 500-Jahr-Feier der Garde von Korpskommandant Beat Fischer und eine Standortbestimmung über das Gardemuseum in Naters von Dr. Werner Bellwald.



Das örtliche Organisationskomitee hatte alles vorgekehrt, um den Walliser alt Gardisten einen freundlichen Empfang zu bereiten.

Sieben-Minuten-GV
Die Jahresversammlung dauerte genau sieben Minuten. Präsident Roland Walker aus Naters verzichtete angesichts der Tagesreferate auf seinen Jahresbericht. Die Fakten der GV: Sechs neue Mitglieder traten der Vereinigung bei. Zum Gedenken an zwei verstorbene Mitglieder, darunter Gardekaplan Grichting, erhob man sich von den Sitzen. Die Jahresrechnung von Markus Ackermann schloss mit einem Gewinn von rund 600 Franken ab, so dass das Vereinsvermögenauf über 13 000 Franken anstieg. Nächster Tagungsort ist St-Maurice. Präsident Walker richtete einen Appell an die alt Gardisten, sich zur Audienz des Heiligen Vaters beim Papstbesuch vom 5./6. Juni in Bern einzufinden.

Es «menschelet»... auch in der Kirche
Chorherr Gabriel Stucky, der bereits 1961 erstmals vor der Garde in Rom gepredigt hatte, riss die Messbesucher in seinen Bann, als er gleich in drei Sprachen das Wort Gottes verkündete. Die Himmelfahrt Christi sei auch 2000 Jahre später ein besonderes Ereignis. Dann kam der wortgewaltige Kanzler der Abtei St-Maurice auf die zwölf Apostel zu sprechen. Nichts habe sich in den 2000 Jahren geändert. Wie schon damals unter den Aposteln gebe es auch heute noch Verleugner, Verräter und Ungläubige in unseren Reihen. «Es menschelet, auch in der Kirche von heute», hielt der Chorherr zu den Aktualitäten fest, um dann zu einem Loblied auf die Garde anzustimmen und Reminiszenzen von seinen Rom-Besuchen vorzutragen.

Bedingungslose Treue zum Heiligen Vater
Der einstige Vizekommandant der päpstlichen Garde in Rom, Tony Jossen, wandte sich ebenfalls dreisprachig an die alt Gardisten aus unserem Kanton. Er forderte bedingungslose Treue zum Heiligen Vater und gab seiner Verärgerung über gewisse Progressisten deutlich Ausdruck. Jossen erinnerte an das lange und segensreiche Pontifikat und die strapaziösen Pilgerreisen des gesundheitlich angeschlagenen, geistig aber hellwachen Rufers für Frieden und Versöhnung durch die ganze Welt. Für alle Gardisten sei es Ehrensache, am Papstbesuch in Bern teilzunehmen und Flagge zu zeigen. «Wie passen da die süffisanten und an intellektueller
Anstandslosigkeit nicht mehr zu überbietenden Äusserungen der 40 Protestler in die katholische Landschaft unseres Landes», rügte Jossen die Offensive gegen den Papst und fuhr fort: «Selig die Besserwisser, denn sie wissen nicht, was sie tun.» «Diese Besserwisser schreien aber als Erste nach Toleranz, die sie für anders Denkende in keiner Art und Weise aufbringen und betrachten es als eine Majestätsbeleidigung, wenn


ihre Kompetenz angezweifelt wird», schlussfolgerte Tony Jossen.

Ein Abt und ein Dreisterne-General
Die pästliche Schweizergarde in Rom feiert 2006 ihr 500-jähriges Bestehen. «Grund etwas für die Garde in Rom zu tun», meinte Korpskommandant Beat Fischer, einstiger Kommandant des Gebirgs-Alpenkorps III. Aber was tun, war die Frage? Auf Initiative einiger Ex-Gardisten wurde der «Förderverein 500 Jahre Guardia Svizzera Pontificia» ins Leben gerufen. Präsident ist Abt Martin aus Einsiedeln. Als OK-Präsident für die «Events» rund um das Jubiläum wurde mit dem Segen des VBS Korpskommandant Beat Fischer gewählt. «Mir stehen kompetente Mitarbeiter und Garde-Insider zur Verfügung, das Konzept auch erfolgreich durchzusetzen», meinte der einstige Alpen-General.

800 km zu Fuss nach Rom und...
. . . vieles mehr stellt sich das OK vor. Für die 800 km von Bellinzona nach Rom kommen nur alt Gardisten in Frage. Sie werden an die sechs Wochen unterwegs sein, um pünktlich für die Vereidigung am 6. Mai 2006 in der Heiligen Stadt einzutreffen, wo das Schweizer Armeespiel auftreten wird. Dr. Robert Walpen aus Reckingen verbrachte drei Monate in Rom, um ein neues Gardebuch zu schreiben. Sonderbriefmarken und Gedenkmünzen werden gedruckt. Wanderausstellungen sind geplant. Eine Landeswallfahrt soll x-zehntausend Menschen zur Vereidigung auf den Petersplatz versammeln. Sternmärsche nach Luzern und unter anderem ein wissenschaftliches Kolloquium in St- Maurice sind Veranstaltungen in der Schweiz.

Gardemuseum in Naters: Anfang gemacht!
Über den aktuellen Stand der Dinge für das päpstliche Gardemuseum in Naters informierte Dr. Werner Bellwald. Ausstellungen, Archive und eine Bibliothek sollen hier entstehen. Im Sommer wird die Öffentlichkeit über das bisher Geleistete informiert. «Naters wurde als Gardemuseum gewählt, weil in den vergangenen 100 Jahren mehr als 80 Gardisten aus Naters dem Ruf des Heiligen Vaters
nach Rom folgten», hielt Dr. Bellwald fest. Ein Museum braucht seiner Ansicht nach aber auch Inhalte. So sollen auf dem Gertschen-Areal mit Unterstützung der Gemeinde Naters (50 000 Franken) und der Loterie Romande (1/3 Million Franken) unter anderem «Das Zuhause, die Reise nach Rom, der Aufenthalt in der Garde, der Abschied und das Heim – in die Fremde?» als Schwergewichtsthemen dargestellt werden. Dr. Bellwald und Korpskommandant Fischer waren sich gestern einig, dass die beiden Organisationen vertieft zusammenarbeiten wollen.
pr

«Walliser Bote» vom 21. Mai 2004





Chefredaktor Pius Rieder interwievte Wachtmeister Moritz Ebener aus Blatten am 21. Mai 2004 im «Walliser Bote»:

Vom «Fröhlichen Jass» zum Heiligen Vater

Alt Gardist, Wachtmeister Moritz Ebener aus Blatten, lebt seit 61 Jahren in Rom

R o m / B l a t t e n. – Die Fakten: Moritz Ebener wurde 1919 in Blatten im Lötschental geboren. In den Kriegsjahren 1943 verpflichtete er sich, 24-jährig, als Hellebardier bei der Schweizergarde in Rom. 18 Jahre diente er dem Heiligen Vater und stieg zum Wachtmeister auf. Verheiratet mit einer Italienerin, Vater einer Tochter mit Doktortitel, verdiente sich Moritz, der sich im Verlaufe der Jahre zum Mauritius wandelte, sein tägliches Brot als Informationschef im Vatikan. Heute lebt er als Rentner in Rom, schaut manchmal bei der Garde herein, plant kaum mehr Heimatbesuche, geniesst aber den Lebensabend.
Diese Woche stand er dem WB in Rom Rede und Antwort.



WB: Geben Sie gerne Interviews?
Moritz Ebener: «Heute nicht mehr. Ich habe auch nicht mehr viel zu sagen. Früher war das anders, als ich in der Information tätig war.»

Warum und wann traten Sie in die Garde ein?
«Als Lötschentaler war in den Kriegsjahren beruflich kein Staat zu machen. Ich arbeitete damals bei einer Baufirma in Thun und entschied mich 1943, damals war ich 24, in die Garde einzutreten.»

Einfach so?
«Nicht einfach so. Wohl überlegt! Damals gab es zu wenig Gardisten. Ein Propagandabrief überzeugte mich. Papstwar damals Pius XII. Wenn ich nicht nach Rom gegangen wäre, hätte ich wohl unsere Dorfbeiz, den «Fröhlichen Jass» in Blatten, übernehmen müssen. Da gefiel mir, einmal eingelebt, das Leben in der Ewigen Stadt schon viel besser.»

Ein leichter Entscheid?
«So leicht doch nicht. Es war Krieg. Schon der Grenzübertritt in Chiasso, wo wir «Glorreichen 11» – darunter drei Oberwalliser – von Oberstleutnant Ruppen aus Naters empfangen wurden. Auf der Fahrtnach Rom begleitete uns ein deutscher Offizier in einem Zug der Wehrmacht. Schon diese Reise war für uns ein bleibendes Erlebnis.»

Ein Erlebnis?
«In Florenz lief ich über die Geleise, um für uns Wasser zu kaufen. Dabei wurde ich von einem deutschen Wehrmann gestellt. Nur dank Oberstleutnant Ruppen gelang es mir noch rechtzeitig den Zug zu erreichen. Was hätte ich in Florenz ohne Ausweise und Italienischkenntnisse bloss getan . . .»

Und heute?
«Heute spreche ich nach 61 Jahren in Rom und mit einer Italienerin verheiratet schlecht deutsch und schlecht italienisch»

Wie lange dienten Sie in der Garde?
«18 Jahre, und ich stieg zum Wachtmeister auf. Ich machte dann einen Fehler (lächelnd) und heiratete eine Italienerin. Es war allerdings an der Zeit, denn ich war ja auch schon über 40. Das Verheiratetsein vertrug sich nicht mit dem Reglement der Garde. Also entschied ich mich für die Liebe (nicht die erste) und nicht für den Dienst. Sie ist eine gute Frau. Eine so gute Gattin habe ich eigentlich gar nicht verdient. Inzwischen bin ich auch stolzer Grossvater.»


Knapp 40, frisch verheiratet, nicht mehr Gardist. Stand die Rückkehr ins Lötschental zur Diskussion?
«Nein. Es ging mir in Rom halt wunderbar. Was sollte ich im Lötschental? Nicht gerade für mich, aber mit mir, gründete man das Informationsbüro im Vatikan, wo ich dann weitere 20 Jahre tätig war.»

Wie war es mit den Heimaturlauben?
«Meine Familie in Blatten und ich besuchten uns regelmässig. Meine Mutter war mehr bei mir in Rom, um zu sehen, wie es dem Sohn in der Garde auch geht. Nun sind wir in die Jahre gekommen und die Besuche werden rarer.»

Sind Kdt Estermann und Gardist Tornay in der Garde noch ein Thema?
«Für mich kein Thema.»

Warum kein Thema?
«Ich war damals nicht mehr in der Garde und kenne auch die Hintergründe zu wenig.»

Sie haben den Ruf einer der elegantest gekleideten Gardisten zu sein?
«Sagt man das?»

Ja. Wie kam es dazu, denn Blatten ist ja nicht gerade das Modezentrum der Welt?
«Wissen Sie, ich war als junger strammer Bursch in den besten Jahren in Rom sehr lernfähig und schönen Künsten nicht abhold. Ich brauchte meinen Sold mehr für schöne Kleider und. . . statt für Alkohol!»

Konnten Sie den Heiligen Vater auch auf den Auslandreisen begleiten?
«Nein. Die früheren Päpste reisten nicht so wie heute Papst Johannes Paul II.»

Gilt auch für das Leben in Rom wie für die Garde«Nichts ist mehr wie früher?»
«Das kann man ja wohl sagen . . .»

Pflegt ihr in Rom noch den Kontakt unter den Ex-Gardisten?
«In regelmässigen Abständen sehen wir uns und freuen uns auch immer wieder über Besuch Damaliger, wenn sie auch immer dünner gesät sind.»

Moritz (Mauritius), wir danken Ihnen für das Gespräch.

pr


«Walliser Bote» vom 21. Mai 2004


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